Wie starte ich mit Yoga?
Viele Menschen haben von den vielfältigen Benefits des Yoga gehört und würden gerne damit anfangen oder es einfach in ihre Routine integrieren. Doch dann sehen sie Bilder von schlangenhaften Menschen, die sich in die unglaublichsten Yogahaltungen reinbrezeln oder hulk-mäßige Kraft demonstrieren und fragen sich: IST DAS WAS FÜR MICH?
Andere wiederum denken: „Da sitzt man doch nur im Schneidersitz und meditiert die ganze Zeit, oder?!“ Beurteilt man Yoga nach dem Stil, wie die Asanas (Körperhaltungen) geübt werden, gibt es sehr viele verschiedene Arten und Weisen. Von extrem schweißtreibend bis hin zu absolut entspannend. Doch beginnen wir von vorne…
Was sind die Vorraussetzungen für Yoga?
“ If you can breathe, you can do yoga.“ – Krishnamacharya
Wie schon eingangs erwähnt, geht es bei Yoga nicht darum, sich zu verbiegen, sondern um unsere innere Haltung. Yoga hat nichts mit Religion, Kult, Dogmen etc. zu tun und dennoch wird die Verbindung zum Göttlichen/zu etwas Höherem angestrebt. Ein Hauptaspekt im Yoga ist die Verbindung zu und das Erforschen von sich selbst. In unserer westlichen Welt konzentrieren sich jedoch häufig viele vorrangig auf den physischen Teil der Yoga-Praxis. Meiner Meinung nach liegt es an jedem selbst, zu entscheiden, wie weit man sich für den spirituellen Aspekt von Yoga öffnet. Letzten Endes geht es um Harmonie und darum, das Leben mit Freude zu genießen. Je länger man Yoga praktiziert, desto mehr beginnt man das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten und spürt, dass es da noch mehr gibt. Spätestens nach dem ersten „Yoga-High“ in Savasana (meditative Endentspannung) spürt man dieses „mehr“ am eigenen Leib.
Der Grund für die körperliche Yoga-Praxis ist in erster Linie das Reinigen, Ausbalancieren und in Einklang bringen unseres Körpers, mit unseren Energiesystemen (Nadis, Chakren), unserer Seele und das Zähmen des „Affengeistes“ (wie unser sprunghafter Geist liebevoll genannt wird). Können wir hier Harmonie herstellen, ist das nächste bzw. das ultimative Ziel des Yoga die Annäherung an Samadhi – das Verschmelzen mit dem Unendlichen, dem Göttlichen, also die Befreiung aller irdischen Anhaftungen. Dies kratzt allerdings nur an der Oberfläche, denn die Yoga-Philosophie ist extrem umfangreich und kann nicht in Kürze abgehandelt werden.
„Alles muss erfahrbar, erlebbar sein.“ – Bettina Ladner
Das ist meine Philosophie. Drüber reden ist gut und richtig, dennoch hat alles erst dann einen Wert, wenn man persönliche Erfahrungen mit einer Sache, einer Idee machen kann. Und so komme ich schon zum nächsten Punkt.
Sei offen, lass dich ein
Ganz egal für welchen Stil du dich entschieden hast, oder welcher Lehrer dich dem Yoga näher bringt: Sei so unvoreingenommen und offen wie möglich! Jeder Lehrer hat seinen ganz eigenen Stil. Manche konzentrieren sich sehr auf die Philosophie und die spirituellen Aspekte, während andere ein Bootcamp aus Yoga machen. So findet bestimmt jeder Topf seinen Deckel. Lass dich auf keinen Fall entmutigen, wenn deine erste Stunde für dich nicht das gelbe vom Ei ist, oder deine Erwartungen nicht erfüllt werden. Gib Yoga auf jeden Fall mehr als eine Chance, denn: What you seek is seeking you! – Was du suchst, sucht dich!
Wenn dich deine Seele also sanft in diese Richtung schubst, gib nicht gleich auf. Fortschritt kann nur geschehen, wenn man voran schreitet. Letztendlich kann man nur rausfinden (wir sind wieder beim „erfahrbar, erlebbar“) welcher Stil und Lehrer zu einem passt, wenn man ausprobiert. Klingt vielleicht ein bisschen nach „Yoga-Hopping“, oder sogar „Yoga-Shopping“, aber ich bin mir sicher, du findest deinen Stil.
Welcher Yoga-Stil passt zu mir?
Da es mittlerweile Yoga-Stile wie Sand am Meer gibt und viele Yoga-Lehrer ihren eigenen Stil für sich beanspruchen wollen, beschränke ich mich hier auf die bekanntesten Richtungen.
Hatha Yoga
Hatha Yoga könnte man als Oberbegriff für alle Formen des Praktizierens von körperlichen Yogaübungen sehen. Alle physischen Stile entspringen letztendlich dem Hatha Yoga. Hatha ist eine Wortkombination aus „ha“ Sonne und „tha“ Mond und deutet auf das in Einklangbringen von Anstrengung und Entspannung hin. Darüber hinaus bedeutet „hatha“ Kraft, Anstrengung, Hartnäckigkeit und kann als disziplinierte Hingabe an die Praxis gesehen werden. Pranayama (Atemübungen) und Meditation sind auch ein fixer Bestandteil einer Stunde, werden aber von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich intensiv praktiziert. Für Anfänger empfiehlt sich dieser Yogastil am meisten, da meist auch mehr Augenmerk auf die Ausrichtung der einzelnen Körperhaltungen gelegt wird.
Vinyasa (Flow) Yoga
Bei diesem Yogastil (auch bekannt als Ashtanga Yoga) wird die Atmung mit den einzelnen Übungen synchronisiert. So wird üblicherweise eine Haltung/Übung entweder mit der Ein- oder der Ausatmung verbunden. Im ursprünglichen Ashtanga Vinyasa Yoga gibt es 6 Serien mit einer fest angelegten Übungsabfolge pro Serie. Vinyasa Yoga oder Vinyasa Flow Yoga ist mittlerweile ein Überbegriff für eine dynamische, fordernde Yoga Praxis bei der man von einer Übung zu nächsten fließt, ohne die einzelnen Positionen lange zu halten. Das Wort „Vinyasa“ bedeutet „auf eine bestimmte Weise/setzen, legen, stellen“. U.a. wird daher auch das Fließen vom nach unten schauenden Hund über Chaturanga in den nach oben schauenden Hund als Vinyasa gesehen.
Yin Yoga
Yin ist der fließende, ruhige, empfängliche Teil von Yin und Yang. Und darauf ist die Yin Yoga Praxis ausgerichtet. Die Übungen werden im Schnitt 3-5 Minuten lang ausgeführt, jedoch ohne Anstrengung/Spannung, sondern entspannt und meditativ/ruhig.
Dieser Stil ist von großer therapeutischer Wirkung, da die Regenerationskräfte des Körper stark aktiviert werden und die Faszien sanft gedehnt werden. Durch die tiefe Entspannung des Körpers und Geistes wird der Körper sanft gedehnt und der Parasympathikus („Erholungs-Nerv“ d. veget. Nervensystems) aktiviert. Somit kann Yin Yoga als heilsamer und restorativer Yoga Stil gesehen werden.
Power Yoga
Hier ist der Name Programm! Dieser Yoga-Stil ist sehr athletisch, dynamisch und schweißtreibend. Er entspringt dem Ashtanga-Yoga, hat jedoch keine spezielle Übungsabfolge, sondern ist sehr individuell auf die Praktizierenden angepasst. Diesen Stil findet man häufig in Fitness-Studios, weniger jedoch in Yoga-Studios. Trotz des starken Fokus auf den körperlichen Aspekt, wird auch im Power Yoga eine bewusste Atmung und innere Ruhe gefördert.
Bikram/Hot Yoga
Dieser Stil ist nach seinem Begründer benannt und definiert eine Übungsabfolge von 26 Übungen, die in einem geheizten Raum bei 35 – 40 Grad Celsius durchgeführt werden.
Was brauche ich/soll ich beachten für die Yoga-Stunde?
- Investiere in eine gute, nicht zu dicke „sticky“ Matte (4 bis 6 mm, rutschfest)
- Zieh dir die gemütlichsten Sachen an die du hast
- Lass die Schuhe vor der Tür stehen
- Lass den Yogalehrer wissen, wenn du körperliche Einschrkänkungen, Verletzungen etc. hast
- Iss drei Stunden vorher keine schwere Mahlzeit mehr
- Trinke vor und nach der Einheit, vermeide dazwischen zu trinken (außer Hot/Power Yoga)
- Du kannst jederzeit in der Kind-Position ausrasten
- Folge dem Lehrer nicht blind, vertraue auch auf deinen Instinkt und tu nur das, was sich richtig anfühlt
- Trau dich ruhig Fragen zu stellen (am besten am Ende der Stunde
- Die Dauer einer Yoga-Einheit variiert zw. 45 Minuten und zwei Stunden
Wie oft soll ich Yoga praktizieren?
Viele Menschen kommen nur einmal in der Woche zum Yoga. Das ist jedem selbst überlassen. Um sich wirklich auf die Praxis einlassen zu können, sollte man jedoch auch zuhause hin und wieder ein bisschen Zeit nehmen, um inne zu halten und ein paar Übungen zu praktizieren.
Das kleine Yoga 1×1
Namaste
ist die Begrüßung im Yoga und bedeute wörtlich: „Ich verbeuge mich vor dir.“ Im weiteren wird es interpretiert als:
‚Das Göttliche/das Lichtvolle in mir grüßt das Göttliche/Lichtvolle in dir.‘
Om
Ist lt. Hinduismus und Metaphysik der Urlaut auf dem das ganze Universum beruht. Om ist ein umfassendes und erhabenes Symbol und soll speziell im Yoga zur Einstimmung auf die Praxis, sowie auch das Ankommen im Körper einläuten. Die Silbe ‚Om‘ findet man auch in Heilgesängen und Mantren wieder. In manchen Yoga-Stunden wird dreimal zu Beginn oder am Ende „Om“ gechantetn (Chant = Gesang).
Mantren
Ein Mantra kann eine Silbe, ein Wort oder eine Wort-Kette/Vers sein. Ihnen wird eine heilige/spirituelle Kraft zugeordnet, die sich durch Wiederholung manifestieren soll. Sie helfen auch dabei, im Hier & Jetzt anzukommen und präsent zu bleiben.
Yoga ist eine mehr als 5000 Jahre alte Praxis und hat im Laufe dieser langen Zeitspanne viele „Äste“ und „Zweige“ entwickelt. Das Schöne daran ist, dass bestimmt jeder seinen ganz persönlichen Stil finden kann und seinen ganz eigenen Yoga-Weg kreieren kann.
Alles Liebe und Namaste
Bettina